freiTEXT | Susanne Schmalwieser
du kadaver wolltest zuckerbäcker werden mein grosser vorsatz wäre nicht wie eine verrückte dir zu verfallen er ist schon immer gewesen nicht verrückt zu sein wie das blutgetriebene muttertier einen…
freiVERS | Nasima Razizadeh
Flucht in den Flieder Es bebt der Baum von zwei kleinen Körpern, im Flieder zueinander geflohen, die Welt in der Schale fällt zu Boden, liegt reglos nah des Stamms und oben, hoch oben, huschen…
freiTEXT | Anette Violet
Der Würfel Ich kann nicht sagen, wann es anfing. Vermutlich noch früher, als ich denke. Ich erinnere mich, dass ich schon vor Jahren eine, vor allem körperliche, Unruhe spürte, die ich durch nichts…
freiVERS | Avy Gdańsk
Slalom in Tartu hinter der Sorge läuft jemand her, weicht dem Mondrotz aus, der wie verächtliche Kometen ausgespien auf den Straßen liegt jede Nacht spuckt der Mond auf uns Pisser, amigo unsere…
freiTEXT | Julius Bonart
Blaue Ängste Gestern habe ich in der Walk-in-Dusche unseres Strandhotels eine Fruchtfliege mit der Hand zerdrückt. Im Aschenbecher faulten Bananenreste; Fruchtfliegen legen ihre Eier vorzugsweise in…
freiVERS | FatimaDjamila
Brandenburg (Ein weites Feld) Durchsetzt von Steinen und Saatgut Rehe am Waldesrand Ist Furcht die Einzahl von Furchen Ein Fuchs schleicht über den Sand Wie Sargdeckel knarren die Bäume Wohltönend…
freiTEXT | Everest Girard
SchICHten Sitze in der ehemaligen Schaltstation des Fischereihafens Rostocks. So fängt es an. Am Hafen waren mal Fischer. Fischfänger, die die gefangenen Fische stapelten, eine Schicht Eis, eine…
freiVERS | Ferenc Liebig
Artenschutz als würde man an einem Fenster hinaus starren und plötzlich ist das Licht anders und diese Andersartigkeit anfangs noch ameisenklein wächst an zu einem Knistern mit Flügeln und wo waren…
freiTEXT | Nathalie Heimbuch
Ankündigung „Bis bald“, hatte sie gesagt. Sie hatte mich herzlich in den Arm genommen und sich mit einem Lächeln umgedreht. Sie war die Treppe heruntergestiegen. Auf dem Treppenabsatz hatte sie noch…
freiVERS | Georg Großmann
Zeitzikade die Zeit raschelt geflügelt, wie ein Insekt unter der Borke des Kosmos ich bilde Früchte in deinem Traubengerüst tropfengroße Beeren die nach uns schmecken ich schwimme zerreiße das Tuch…
freiTEXT | Julia Alina Kessel
Eros Aperol Zoes Lieblingsgedicht: die Melancholie verpasster Möglichkeiten. Vielleicht benutzt sie deshalb diese Dating-App. Seit Wochen wischt sie nach rechts und nach links, in fast gleichförmigem…
freiVERS | Sonja Jurinka
Die Ferne unter meinen Füßen Viel zu dicht stehen die Fichten beieinander verschlucken jeden Lichtstrahl der sich an den Spitzen vorbeitanzen und das Geäst wärmen will. Es krabbelt in der schuppigen…